Wenn Animationsfilme Kinder und Erwachsene gleichermaßen begeistern, dann kommen sie mit großer Wahrscheinlichkeit entweder aus dem Hause Pixar oder Ghibli. Bei Letzterem schlägt das Zielgruppenbarometer manchmal mehr Richtung Kinder (KIKIS KLEINER LIEFERSERVICE), dann wieder Richtung Erwachsene (PRINZESSIN MONONOKE) aus, meistens kommen jedoch alle Altersgruppen gleichberechtigt auf ihre Kosten (CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND, DAS WANDELNDE SCHLOSS, DAS SCHLOSS IM HIMMEL).

TOTORO reiht sich nahtlos in dieses Ghibli-Oeuvre ein, was sich bereits auf den ersten Blick am unverkennbaren Zeichenstil festmachen lässt. Auch die Ghibli-typische Vermischung von fantastischen Elementen mit der „Realität“ findet sich an allen Ecken und Enden. Das Ghibli-Universum strotzt nur so vor Intratextualität (Parallelen, Querverweise, Zitate auf eigene Werke). Die große Begabung bei Hayao Myazaki und seinem Team besteht auch darin, sich bei aller Intratextualität nie zu wiederholen und sich selbst zu kopieren, sondern immer wieder etwas Neues, Kreatives zu erschaffen.

Was die Zielgruppe betrifft steht TOTORO sicherlich der kleinen Hexe KIKI am nächsten, richtet sich also tendenziell an ein junges Publikum. Bei der ersten Begegnung zwischen TOTORO und der kleinen Mei sinkt allerdings bei jedem noch so hartgesottenen Macho der Testosteronspiegel im Rekordtempo in den Keller, denn in solchen Momenten ist TOTORO – man verzeihe mir diese weichgespülte Formulierung – einfach herzergreifend. Die Figur Totoro ist ohnehin der heimliche Star des Films. So selten seine Auftritte sind, so faszinierend sind sie. Wie viel Komik in diesem seltsamen Fellknäuel mit äußerst begrenztem Mimik- und Bewegungsrepertoire steckt, ist schon erstaunlich.

Ein echter Glücksfall ist auch die deutsche Synchronisation, was insbesondere bei Kinderstimmen keine Selbstverständlichkeit ist! Wenn ich dereinst Kinder haben sollte, dann werde ich mir diesen Film mit ihnen noch mal anschauen und mich wieder nicht langweilen!

MEIN NACHBAR TOTORO SPECIAL EDITION
Laufzeit: 105 Minuten
Freigabe: ohne Altersbeschränkung
Wertung: 8 von 10