Sonntag, 25. Mai 2008

So nicht Steven!

Ich zähle hier mal all die Dinge auf, die mir an Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels NICHT gefallen haben, denn wirklich überzeugen konnte mich eigentlich nur Harrison Ford, mit Abstrichen auch Shia LaBeouf. Achtung: Spoilergefahr!!!

1. Cate Blanchett versagt als parapsychologischer, russischer Zorroverschnitt fast auf ganzer Linie. Die Figur ist uninteressant angelegt und Blanchett kann dies durch ihre Präsenz - im völligen Gegensatz zu Ronald Lacey als Obernazi im ersten Teil - nicht ausgleichen

2. Das 50er Jahre Setting wirkt befremdlich. Allerdings muss man fairerweise sagen, dass dies noch das kleinste Problem des Films ist und weitaus besser umgesetzt wurde, als ich erwartet hatte.

3. Der Film reiht eine Verfolgungsjagd an die nächste, was sehr ermüdend wirkt. Es gibt kaum ruhigere Passagen, in denen Indy rätselt, knobelt und kombiniert, bis der Filzhut qualmt. Und wenn es sie gibt, sind sie langweilig und wirken unausgegoren. Der Film schafft es allenfalls in der ersten halben Stunde einen gewissen flow zu entwickeln. Danach wirkt alles lieblos aneinandergereiht. Man hangelt sich von einer unbefriedigenden Actionszene zur nächsten.

3. Hanebüchene Übertreibungen gab es auch in den Vorgängern, diese machen schließlich den besonderen Reiz von Indiana Jones aus. Doch hier treten sie so gehäuft und so übertrieben auf, dass es einfach keinen Spaß mehr macht. Zu schlechten Ideen (LaBeouf schwingt sich zusammen mit einer Horde Affen an Lianen durch den Urwald) kommen vor allem auch - und das überrascht doch sehr - handwerkliche Mängel. Oft merkt man etwa, dass die Verfolger ihr Tempo künstlich drosseln, um nicht zu schnell aufzuholen. Oder aber ein Trupp von 10 Soldaten schießt aus 3m Entfernung, ohne zu treffen. Klar, Indy ist unsterblich und überlebt die verrücktesten Stunts, aber es gibt Szenen, die den Bogen überspannen.

4. Karen Allen hat ihr komplettes Talent in der Garderobe gelassen. Ihr Spiel wirkt derart Laienhaft, dass es einer Frechheit gleichkommt. Ohnehin wäre ein kurzer, knackiger Auftritt wesentlich angebrachter gewesen, als sie durch den halben Film zu schleppen. SPOILER: Dass sie und Jones am Ende auch noch heiraten, ist das I-Tüpfelchen auf dem steilen Niedergang, den der Film ab etwa der Hälfte der Laufzeit einschlägt.

5. Womit wir beim nächsten Kardinalfehler wären. Indys Begleiter sind viel zu zahlreich. Shia LaBeouf als Sidekick, ok, aber dann wäre es auch genug. Stattdessen kommen aber noch 3(!) weitere Personen hinzu, sodass Indy zu einem unter vielen verkommt. Das ist umso ärgerlicher, da Harrison Ford trotz seines Alters noch eine gute Figur abgibt und allein mit seiner Präsenz den Film locker hätte tragen können.

6. Das Drehbuch ist Käse. ACHTUNG SPOILER: Wer dem Film noch verzeiht, dass Indy eine Atombombenexplosion in einem Kühlschrank überlebt, muss anschließend noch die Tarzaneinlage und die dämliche Ufothematik ertragen. Zu allem Überfluss hechelt Indy auch nur einer Spur seines Freundes Oxley hinterher, der (fast) alles, was Indy im Film erlebt, schon vorher durchgemacht hat. So entmythifiziert man Helden!
Dass der Film nach vernünftigem Beginn mit jeder Minute mehr abbaut, muss ebenfalls dem Drehbuch angelastet werden.

7. Es gibt nur eine Reise! Indiana setzt sich in den Flieger nach Südamerika und das war's! Gerade die vielen Flüge quer über den Globus machten doch die Faszination von Indiana Jones aus. Das Gefühl eines weltumspannenden Abenteuers, für das keine Grenzen gelten. Zugegeben, für Teil 2 gilt das nur sehr eingeschränkt, aber 1. halte ich diesen Film auch für den Schwächsten der Trilogie und 2. hat er nicht mit den vielen weiteren Macken von Teil 4 zu kämpfen!

8. Es gibt keine hervorragenden und nur wenige gute Szenen. Der erste Afutritt von Indy, bei dem man nur seine Silhouhette sieht, ist gelungen. Nachdem Indy einige Feinde erlegt hat, fragt ihn Mutt - nicht ohne Respekt - "Und sie sind Lehrer?". Worauf Jones in seiner unnachahmlichen Art antwortet "Halbtags". Aber viel mehr kommt dann auch nicht.

Ich gehöre sicher nicht zu den Menschen, die Indiana Jones 4 schon vorverurteilt haben und den Film unbedingt hassen wollen. Im Gegenteil, durch einige Spoiler und schlechte Kritiken war ich vorgewarnt und hatte keinen hohe Erwartungen. Umso mehr erschreckt mich, wie enttäuscht ich war. Über weite Strecken des Films ist sein einziger Pluspunkt, dass man Harrison Ford noch einmal in seiner vielleicht besten Rolle sehen darf - mehr nicht! Als wohl größte Schwäche entpuppt sich dabei das Drehbuch, das den Helden im Grunde genommen ein Abenteuer nacherleben lässt, das ein anderer (Professor Oxley) schon vor ihm durchgestanden hat, und das sich mit seiner Außerirdischenthematik unangenehm von den religiös geprägten Übersinnlichkeiten der Vorgänger unterscheidet.

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