Die neuen femmes fatales
Mir ist aufgefallen, dass die "neuen" französischen Horrorfilme abgesehen von ihrer expliziten und Ton angebenden Gewaltdarstellung als weitere Gemeinsamkeit fast immer weibliche Protagonisten einführen. In HIGH TENSION wird der Familienbesuch für zwei junge Frauen zum Albtraum, auch in MARTYRS werden zwei bzw. sogar drei Damen fachmännisch gemartert und sowohl in FRONTIER(S) als auch in INSIDE soll es gar schwangeren Fräuleins an die Gurgel gehen. Interessant ist auch, dass fast all diese Ladys entweder schon mit Kurzhaarfrisur vorgestellt oder im Laufe ihres Überlebenskampfes geschoren werden. Eine Methode, die man z.B. aus V WIE VENDETTA oder DIE AKTE JANE kennt und die zumeist den inneren Wandel der Figur visuell greifbar macht. Ein kahl geschorener Kopf wirkt tough, die vermeintlich zerbrechliche Weiblichkeit tritt in den Hintergrund und das zarte Frauchen wird zur kämpfenden Furie.
Männer treten dabei - wenn überhaupt - nur noch als Peiniger oder wenig wehrhafte Opfer auf, die bereits nach wenigen Filmminuten das Zeitliche segnen. Ob das nun emanzipatorisch (die Frau ist der Held) oder das genaue Gegenteil (die Frau muss zum "Mann" werden, um Held sein zu können) ist, darüber ließe sich streiten.